Rotenhahn

Rotenhahn-Brücke über den Scheidegraben, Kreis Rendsburg-Eckernförde

 

Hier wurde an Stelle einer Furth ein Damm aufgeschüttet, um die Niederung des Scheidegrabens zu überqueren. Die mit Eisenstangen verbundenen Granitpfeiler sind Reste des Brückengeländers von 1832.

Die mächtigen Ahornbäume sind 1880 als Alleebäume entlang der Straße gepflanzt worden. Das Granitpflaster aus Lesesteinen stammt aus dem Jahr 1923.

Rotenhahn Gemeinde Ruhmor

Rotenhahn auf der Vahrendorfsche Karte von 1789/96

Rotenhahner Brücke

 

Rotenhahn lag auf dem Geestrücken dort, wo der tief eingeschnittene Scheidegraben in die Eiderniederung mündete. Der Weg nach Kiel wurde wegen des recht steil abfallenden Einschnittes des Scheidegrabens etwas verschwenkt. Der Graben musste durch eine Furth passiert werden. Dabei kam es immer wieder vor, dass bei der Querung der Furth die Kutschen im Morast stecken blieben, umkippten oder die Achsen der Kutschen brachen.

 

Das Reisen mit der Kutsche war bis ins 19. Jahrhundert alles andere als idyllisch. Eine zeitgenössische Karikatur von Jeane Grandville 1842 (Reiseleben-Lebensreise. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schleswig 1992)

 

Mit diesem jahrhundertealten Missstand war mit dem Bau der Chaussee nun Schluss. Die Furth wurde durch eine Brücke mit Straßendamm ersetzt! Unzählige Fuhrwerke wurden eingesetzt um den Damm aufzuschütten. Der Scheidegraben wurde unter eine Granitbogenbrücke mit dem dänischen Königsmonogramm im Schlussstein geleitet, ähnlich der Brücke über den Stintgraben in Bordesholm. Im Inventarium der Chaussee von 1834 wurde das Bauwerk detailliert beschrieben.

 

Baubeschreibung der Rotenhahner Brücke aus dem „Inventarium der im Jahre 1833 vollendeten Chaussee von Altona nach Kiel“ Bd.2 (LA-SH Abt.80 Nr.2576 I)

 

Transkription der Baubeschreibung Rotenhahner Brücke 1834:

 

Wärterdistrict Nr. XIII

 

I. Rotenhahner Brücke

 

Die Rotenhahner Brücke über den Abfluß-

Graben des Sprenger Teichs in die Eider. Fester

Untergrund von blauem Lehm.

 

           Dimensionen der Brücke.

         a. Brückenöffnung: 6 Fuß 6 Zoll nach einem Zir-

              kelbogen überwölbt

         b. Länge des Gewölbes 106 Fuß

         c. Länge der schrägen Vorköpfe,

              17 Fuß 3 Zoll

         d. Ganze Länge des Aquaducts 120'6''

         e. Höhe des Wangensockels 1 Fß. 2 Zoll

         f.  wovon Höhe der Widerlager 3 Fß. 8 Zoll wovon

              2 Fuß 6 Zoll in der Erde

         g. Dicke der Widerlager 8 Fuß

         h. Gewölbedicke durchschnittlich 1 Fuß 4 Zoll,

              a 1 Fuß 8 Zoll

 

Das Gewölbe und der 1 Fuß 2 Zoll hohe Sockel

sind von behauenen Granitsteinen in Mörtel

aufgeführt Hintertermauerung des Gewöl-

bes und das Fundament sind dahingegen

von gespaltenen in Mörtel gelegenen Gra-

nitsteinen. Das Fundament steht auf dem

festen natürlichen Bode, 2 Fuß 6 Zoll un-

ter dem muldenförmig mit quadratischem

Steinpflaster ausgelegten  Boden des Was-

serlaufs. Die beiden Vorköpfe aber ha-

ben eine Spundwand nebst dazugehörigem

Pfahlwerk und Solwerk.

 

Der ganze Aquaduct ist gegen das Erd-

reich mit einer Lehmschichte versehen.

   27 Fuß oberhalb des Bachbodens führt die (…),

wegen der Krümmung des Weges 26 Fuß

breite Fahrbahn über die Brücke.

 

   Die Brücke ist durch ein Geländer von 8 Stck.

fein behauenen, 4½ hohen Geländersteinen

mit 2 Reihen, 2 Zoll dicken eisernen Stangen

marquiert, und auf den Steinmauern der Vorkäm-

pfe mit der königlichen Namenschiffre gezieret.

 

 

_______

1 (Hamburger-Zoll) Fuß (')= 2,39 cm
 

Zeichnung der Rotenhahner Brücke von Horst-Dieter Vensky (Jürgen Lehmann; Das alte Rumohr)

 

In den 1940er Jahren war die Brücke noch sichtbar und wurde nach Auskunft von Anwohnern als Luftschutzbunker verwendet. Vermutlich seit der Verrohrung des Scheidegrabens in den 1950er war die Brücke verschwunden, bis sie 2018 durch das Bestreben des Rumohrer Bürgermeisters Thomas Langmaack, des SHHBs und der örtlichen Feuerwehr freigelegt wurde.

Die ausgegrabene Rotenhahner Brücke (Foto: H. Kautzky)
Noch erhalten sind zwei der im Inventarium beschriebenen mit Eisenstangen verbundenen Geländersteine

 

Zur Markierung der anfänglich noch nicht gepflasterten Chaussee wurden beidseitig des Dammes Alleebäume gepflanzt. Ein Straßenbuch des Landesbauamts Plön von 1942 verzeichnet Ahorne im Bereich der Brücke, gepflanzt 1880. Heute finden wir dort auch mächtige Eschen, Kastanien und Ahornbäume von beträchtlichem Alter, die Allee weist aber auch beträchtlich Lücken auf. Mehrere Alleebäume mussten altersbedingt gefällt werden. Diese Bäume wieder zu einer Allee zu ergänzen ist ein Anliegen des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB) gerade an dieser bedeutsamen Stelle.

 

Chausseebäume in Rotenhahn Ahorn, Eschen und Ulmen am der nördlichen Ortszugang von Rotenhahn

 

Mit dem Aufkommen des Kfz-Verkehrs wurde die Chaussee auch an dieser Stelle im Jahre 1926 mit Granitkleinpflaster versehen. Das Pflaster besteht vermutlich aus Lesesteinen, d.h. aus Steinen, die in der Landschaft aus eiszeitlichem Geschiebe gesammelt und zurecht geschlagen wurden. Es ist deshalb besonders bunt und vielfältig gemustert und eine der wenigen noch bestehenden Pflasterstrecken an der Chaussee. Das Pflaster hat inzwischen Dellen und Schlaglöcher bekommen. Aus Sicht des SHHB sollte es aber unbedingt erhalten bleiben. Es gibt heute wieder Fachfirmen, die eine effiziente und dauerhafte Reparatur vornehmen können.

 
Buntes Granitkleinpflaster von 1926 aus Lesesteinen

 

Rotenhahn lag schon lange an einer Wegegabelung. Wenn man von Bordesholm kam, ging es von hier auf der alten Landstraße nach Kiel und linkerhand nach Ruhmor und Ehmkendorf. Hier wurde schon im 18. Jahrhundert für Reisen zwischen Kiel und Rotenhahn Wegegeld erhoben. Mit dem Bau der Chaussee wurde an dieser Wegegabelung auf dem heutigen Grundstück Hamburger Landstraße 4 ein Einnehmerhaus mit Schlagbaum errichtet, an dem Chausseegeld erhoben wurde. 13 Einnehmerhäuser an der Chaussee wurden nach einheitlichem Grundriss  gebaut. Das Rotenhahner Haus existiert nicht mehr.

 

Wegegeldtarif von 1738: Schon vor dem Bau der Chaussee mussten Fuhrleute und Reisende „Passage-Geld“ für den Weg zwischen Kiel und Rotenhahn entrichten. Tarif von 1738

 

An diese Abzweigung lagen nicht zufällig schon lange zwei Ausspanne.

„Zur Hoffnung“, später Brackers Gasthof/Schweffes Eck, hieß das Gasthaus an der Furth, in dem man dann vor oder nach der anstrengenden Überquerung ausspannen konnte. Es hatte bereits 1631 die „Kruggerechtigkeit“, d.h. das Recht Reisende zu verköstigen.

Der Ausspann war mit einer Schmiede ausgestattet, um Schäden an den Fuhrwerken oder den Hufeisen der Pferde ausbessern zu können. 

 

Postkarte Brackers Gasthof („Zur Hoffnung“) von Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem beginnenden Straßendamm
Der Gasthof „Zum Rotenhahn“ 1921 (Foto: Möller)
Im Jahre 2008 wurde der „Rote Hahn“ Opfer eines verheerenden Feuers (Foto: Freiwillige Feuerwehr Molfsee)
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