Die Kiel-Altonaer Chaussee begann am Rondeel in Kiel. Dem Oberlandwegeinspektor Friedrich Emil Georg von Warnstedt (1785-1836) wurde die Leitung der Baumaßnahmen übergeben. In einem Schreiben an die Schleswig-Holstein-Lauenburgische Kanzlei in Kopenhagen vom 3. April 1832 legte von Warnstedt einen Plan für einen Obelisken und die Gestaltung des Platzes am Beginn der Chaussee vor. Dem Schreiben war eine Zeichnung des säulenförmigen Obelisken und ein Plan für die Gestaltung des damals noch unbebauten Platzes beigelegt. Vorbild waren Obelisken im alten Ägypten, auf dem Forum Romanum in Rom und vor dem Charlottenburger Schloss in Potsdam.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Obelisk vorübergehend von seinem Platz entfernt. Schließlich wurde er nach einem Entwurf des städtischen Hochbauamtes auf einer winkelförmig gestalteten Maueranlage neu aufgestellt und wie seine Vorbilder in Rom und Potsdam an der Spitze mit einer Kugel versehen.
Dieser 1832 errichtete Vollmeilenstein trägt das dänische Königsmonogramm und gibt die Entfernung von 1/4 Meile nach Kiel und 12 Meilen nach Altona an (1 Meile = 7,532 km).
Der Stein wurde aus einem eiszeitlichen Findling hergestellt und war Hoheitszeichen und Orientierungsmarke zugleich. An der Chaussee sind heute noch insgesamt zwölf Vollmeilensteine sowie elf Halbmeilensteine erhalten - sie stehen allesamt unter Denkmalschutz.
Der Meilenstein war über die Jahre durch die Aufstellung einer Bank, eines Briefkastens und einer Telefonzelle verstellt. Auf Anregung des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes wurde der Meilenstein (der sich sowieso nicht mehr am ursprünglichen Standort befand) von der Landeshauptstadt Kiel Ende 2015 um wenige Meter versetzt und kommt nun in seiner vollen Schönheit am Beginn der Hamburger Chaussee voll zur Geltung.
Das Schmiedehandwerk gehörte sowohl beim Bau als auch beim Betrieb der Chaussee zu einem der wichtigsten Handwerke. Mehrere hundert Meter Eisenstäbe, die die Geländersteine der Brücken und Dämme verbanden, wurden geschmiedet. Hunderte von eisernen Handwerkszeugen sind im Inventarium der Chaussee, das nach Fertigstellung des Baus angefertigt wurde, verzeichnet. Die Hufe der Pferde mussten beschlagen, Kutschen nach beschwerlicher Wegstrecke wieder instandgesetzt werden.
Die Schmiede an der Chaussee, die wohl auf die längste Geschichte zurückblicken kann, dürfte die in der Hamburger Chaussee 176 in Kiel sein. 1869 erfolgte der Bau der Schmiede, 1890 der Bau des Wohnhauses. Eigentümer jeweils über mehrere Generationen waren zunächst die Familien Hamann und ab 1983 die Familie Lange. Heutiger Betreiber ist Max Lange.
(mehr, siehe: von Hennigs, Kautzky; Die Chaussee Altona-Kiel, S:246-248)
Alleen, also beidseitig in gleichmäßigen Abständen gepflanzte Baumreihen, waren typisch für die Chausseen vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Beschattung, Wegweisung, Repräsentation waren die Gründe für die Pflanzungen. Vorherrschende Baumarten waren Pappeln, Linden und Ulmen. An der Chaussee wurden wohl in dänischer Zeit vornehmlich schnellwüchsige Pappeln mit relativ kurzer Lebensdauer gepflanzt, diese hatten Anfang des 20. Jahrhunderts ihr biologisches Lebensende erreicht und wurden gefällt. Viele Alleebäume fielen auch dem Straßenbau und der Straßenverbreiterung in den 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum Opfer.
Im Inventarium der im Jahre 1833 vollendeten Chaussee von Altona nach Kiel von 1834 ist aber auch die Pflanzung von insgesamt 166 Linden im Kieler Bereich vermerkt. Davon 49 Linden in Kiel etwa zwischen dem Meilenstein an der Waldwiese und dem Heckenrosenweg. Einige wenige imposante Exemplare zieren noch heute die Westseite der Chaussee. Die mächtigen Linden auf der Westseite der Hamburger Chaussee zwischen Baumweg und Speckenbeker Weg wurden wohl um 1850 gepflanzt. Die durch abgängige Bäume entstandenen Lücken wurden durch die Landeshauptstadt Kiel nachgepflanzt.
(mehr, siehe: von Hennigs, Kautzky; Die Chaussee Altona-Kiel, S:143-154)
"Immer geradeaus!" war die Devise der Chausseeplaner des 19. Jahrhunderts. Mit Lineal und Zirkel wurden die Chausseen geplant, um auf kürzestem Weg zum Ziel zu kommen. Zur Not wurden Dämme aufgeschüttet, um dieses Ziel mit möglichst wenig Steigung zu erreichen, so am Drachensee in Kiel-Hassee. Der aufmerksam Beobachtende kann den inzwischen vielfach veränderten Straßendamm zwischen Baumweg und Mielkendorfer Weg noch erkennen.
Um den Absturz von Pferd und Wagen zu verhindern, wurde ein Geländer mit 77 Stck. zu jeder Seite des Dammes 3 Fuß (entspr. 86 cm) hoch rund behauene Geländersteine mit 5/4 (entspr. 3 cm) eisernen Stangen errichtet. Wo sind die 154 Steine geblieben?
Bei genauem Hinsehen finden wir auf der Westseite der Chaussee noch einige der Steine, z.B. vor dem Haus Hamburger Chaussee 240 und weiter nördlich davon. Einige sind nur noch als Fragment vorhanden, andere fast vollständig im Boden versunken. Die typischen quadratischen Fassungen für die eisernen Geländerstangen sind noch deutlich zu erkennen.
Weitere Steine haben an anderer Stelle Verwendung gefunden, so zum Beispiel zwei Steine an der Ecke Damaschkeweg/Speckenbeker Weg und ein weiterer am Eiderbrook 3. Eine Wiederaufrichtung der Steine am historischen Ort wird von der Landeshauptstadt Kiel z. Zt. geprüft.
Hamburger Baum: Nicht ein grüner Baum hat diesem Ort an der Abzweigung des Meimersdorfer Weg von der Hamburger Chaussee in Kiel (heute Bezeichnung der Bushaltestelle, kein Straßenname mehr) seinen Namen gegeben, sondern ein „Baumhaus“ an dem ein Schlagbaum die Chaussee absperrte. Dieser wurde erst geöffnet, wenn das Chausseegeld – die Maut – entrichtet war. Schon in der „Varendorfschen Karte“ von 1789/1796 ist der Hamburger Baum eingezeichnet.
Eine ganz frühe Fotografie des bedeutenden Kieler Fotografen Gregorius Renard von 1865 zeigt das Baumhaus mit Schlagbaum und neu gepflanzten Chausseebäumen, es wurde 1938 abgebrochen. Da das Haus schon vor dem Bau der Chaussee errichtet worden war, hatte es einen anderen Grundriss als die übrigen 12 nach einheitlichem Grundriss errichteten Mauthäuser der Chaussee zwischen Kiel und Altona. Während die Chaussee nach Altona an der Westseite des Schulensees vorbei läuft, gibt es offenbar eine alte Wegeverbindung auf der Ostseite des Schulensees. Diese führt vom Hamburger Baum am Hof Petersburg vorbei und quert über eine heute noch vorhandene kleine Granitbogenbrücke die Poppenbrugger Au. An dieser Brücke finden wir im Schlussstein die Jahreszahl 1796. Sie ist in ihrer Bauweise mit einer massiven Brüstung aus Granitsteinen typisch für die Brücken aus dem 18. Jahrhundert und den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts, wie z.B. die Napoleonbrücke in Trittau oder die Reesdorfer Brücke über die Eider. Die Brücken an der Kiel-Altonaer Chaussee waren „moderner“, sie wurden mit einem Geländer mit säulenförmigen Geländersteinen errichtet, die mit Eisenstangen verbunden waren (siehe z.B. die Eiderbrücke in Schulensee oder die Friedrichsbrücke in Bad Bramstedt). War die Brücke Teil einer älteren Wegeverbindung die über Kleinflintbek nach Lübeck führte?